In einer Zeit, in der die Stimmen einiger marginalisierter Gruppen oft überhört werden, ist das DDF-Projekt des Madonna – Archiv und Dokumentationszentrum SEXARBEIT im Jahr 2024 ein weiterer wichtiger Schritt für die Sichtbarmachung und Entstigmatisierung von Sexarbeitenden. Das Projekt, das sich der Dokumentation und Aufarbeitung des Aktivismus in der Sexarbeit widmet, ist inzwischen erfolgreich angelaufen und verspricht, einen bedeutenden Beitrag zur historischen Aufzeichnung und Würdigung dieser Bewegung zu leisten.
Die Anfänge des im Projekt beleuchteten politischen Aktivismus reichen zurück zu den Neue Sozialen Bewegungen der 1960er und 1970er Jahre, in denen auch die Hurenbewegung ihre ersten Schritte unternahm. Unter dem Druck der Studierenden- und Frauenbewegungen begann sich langsam das Bild der Sexarbeitenden in der Gesellschaft zu wandeln. Doch trotz der Fortschritte in den letzten Jahrzehnten bleiben sie weiterhin mit Stigmatisierung, Vorurteilen und gesellschaftlicher Marginalisierung konfrontiert.
Das DDF-Projekt setzt sich zum Ziel, diese Geschichte sichtbar zu machen und die Vielfalt des Aktivismus in der Sexarbeit zu dokumentieren. Ein zentrales Element des Projekts ist die Sammlung und Digitalisierung von Archivmaterialien, die einen Einblick in die historischen und aktuellen Kämpfe der Sexarbeitenden bieten. Dabei werden nicht nur offizielle Dokumente erfasst, sondern auch persönliche Aufzeichnungen und Materialien von Aktivist*innen und Organisationen. Teile der Digitalisate werden nach Abschluss des Projektes im Meta-Katalog zu finden sein.
Ein wichtiger Fokus des Projekts liegt auf der Erforschung der geplanten Gründung eines genossenschaftlichen Bordells. Dieses sollte nicht nur als Arbeitsplatz, sondern auch als Ort der Solidarität und Empowerment dienen. Das Vorhaben symbolisiert den Geist des Aktivismus und den Wunsch nach Veränderung, der die Hurenbewegung auch heute antreibt.
Foto: Ruth Martini; Modell eines Genossenschaftsbordells
Ein weiterer Schwerpunkt des DDF-Projekts liegt auf der Durchführung von Interviews mit ehemaligen und aktiven Sexarbeitsaktivist*innen. Durch diese Gespräche sollen nicht nur persönliche Geschichten und Erfahrungen festgehalten werden, sondern auch ein tieferes Verständnis für die vielfältigen Herausforderungen und Kämpfe der Sexarbeitenden gewonnen werden.
Die bevorstehende Projektabschlussveranstaltung im November 2024 wird eine Gelegenheit sein, die erzielten Fortschritte zu präsentieren und die Bedeutung des Projekts für die Zukunft der Frauengeschichtsforschung zu unterstreichen. Denn durch die Dokumentation und Aufarbeitung des Aktivismus in der Sexarbeit leistet das DDF-Projekt einen wichtigen Beitrag zur Anerkennung und Würdigung einer Gruppe, die oft im Schatten der Gesellschaft steht.